Grundthematiken
Seit 1998 begleite ich Menschen in ihren Entwicklungsprozessen. Menschen wie du kommen mit den verschiedensten Problemen zu mir. Mir fällt immer wieder auf, dass diese äußere Manifestation der inneren Unzufriedenheit zwar unterschiedlich sein kann, dass es jedoch bestimmte Kernthemen gibt, um die es sich bei vielen Menschen dreht. Hierbei macht es keinen Unterschied, ob ich sie einzeln, zu zweit oder in der Gruppe erlebe.
Das Meiste lässt sich zurückführen auf mangelnde Erdung bzw. Verankerung im Körper, Schwierigkeiten, eine gute Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden, Probleme mit dem eigenen Raum oder dem anderer, eine gestörte Verbundenheit mit der Stimme des eigenen Herzens, Vermischung von Gefühlen des Moments mit denen, die zu früheren Zeiten unausgedrückt geblieben waren, Hindernisse im Erkennen und Ausdrücken des eigenen Potentials, der eigenen Kreativität oder des Umsetzens der eigenen Ideen und wenig bis gar kein Vertrauen auf die eigene Intuition, gegenüber sich selbst und anderen.
Damit einher geht eine Unsicherheit in der Übernahme der Eigenverantwortlichkeit, sei es in der Tat, als auch in der Kommunikation. Dies zeigt sich beispielsweise, wenn es zu entscheiden gilt, ob lieber abgewartet oder die Initiative ergriffen werden soll, sowie der Einfluss der Anwesenheit sogenannter Autoritätspersonen oder auch in der Art der Kommunikation, die eine Bandbreite haben kann von schweigen, über zwischen den Zeilen kommunizieren, bis klare Ansagen machen und verbindliche Absprachen treffen.
Erkennst du dich darin wieder?
Möchtest du wissen, wo die Ursachen für diese Grundthematiken herkommen?
Ursprung
Das Meiste von dem, was im Erwachsenenleben zu inneren oder äußeren Spannungen und Verletzungen führt oder uns aufwühlt und unzufrieden sein lässt, ist im Kern auf ein frühes, konfliktbeladenes Erlebnis irgendwo zwischen Zeugung und früher Kindheit zurückzuführen. Häufig war damals eine Störung oder ein Kontaktabriss in der Beziehung zu einer engen Bezugsperson der Grund des Konflikts. Ein Zusammenhang zu früheren Erlebnissen wirkt manches Mal völlig aus der Luft gegriffen.
Es ist jedoch spannend, was zu Tage kommt, wenn die Spuren, die die Situationen im Hier und Jetzt aufzeigen, aufgegriffen und zurückverfolgt werden. In der Regel stellt sich heraus, dass der Samen dafür, dass bestimmte Ereignisse überhaupt stattfinden konnten, schon ganz früh gesetzt wurde.
Muster bilden als Kind
Vielen, vielleicht auch dir, ist mittlerweile bekannt, dass schon der Embryo im Mutterleib jegliche Gefühle, Stimmungen und Überzeugungen und natürlich auch die Konsumgewohnheiten, besonders der Mutter, miterlebt. Er wächst in einer bestimmten Atmosphäre heran. Ihm wird klar, was ihn danach erwartet. Entsprechend reagiert er mit irgendetwas zwischen innerer Flucht und Hinwendung.
Die Umstände der Geburt und die Art des Kontakts zwischen Mutter und Kind (und anderen engen Bezugspersonen) direkt danach und in den folgenden Monaten hinterlassen weitere, sehr prägende Eindrücke. Besonders Babys und Kleinkinder lernen durch Beobachten; und die Botschaften, die ihnen während dieser Zeit vermittelt werden, verankern sich tief in ihr Zellgedächtnis.
Bei Verhaltensweisen und Bewegungsmustern ist die Nachahmung des Beobachteten häufig offensichtlich. Vielleicht ist dir das schon mal aufgefallen. Besonders prägend ist in dieser Zeit, wie auf die Bedürfnisse des Babys eingegangen wurde. Eines der grundlegendsten Bedürfnisse des Babys ist beispielsweise der Körperkontakt zur Mutter.
Muster abspielen als Erwachsene
Schon in dieser frühen Zeit entwickeln sich Reaktionsmuster, wenn nicht adäquat auf die Bedürfnisse eingegangen wird. Den Wenigsten ist bekannt, dass diese in späteren Jahren, besonders in Konfliktsituationen und in Liebesbegegnungen, weiterhin angewandt werden.
Das Leben kreiert uns immer wieder Situationen, in denen sich, praktisch eins zu eins, alte, schmerzvolle Situationen widerspiegeln. In den meisten Fällen sind wir uns dieser Zusammenhänge wenig bis gar nicht bewusst. Als würde das Leben uns aufrütteln wollen und zu uns sagen: „Komm, das ist deine Chance, um diese tiefe Wunde zu heilen.“
Fragst du dich manchmal, warum dir bestimmte Menschentypen oder ähnliche Situationen immer wieder begegnen und du bestimmte emotionale Zustände immer wieder erlebst? Es lohnt sich, genau hinzuschauen und dem Schmerz zu begegnen, anstatt vor dem Leid, welches wir erwarten, zu flüchten oder uns als Opfer widriger Umstände zu bedauern.
Hinschauen
Wer den Mut hat, dem Schmerz, mit all den Emotionen, die mit diesem einher gehen, ins Gesicht zu sehen, hat die Möglichkeit, die Geschenke einzusammeln, die dahinter auf uns warten. Es kann innerer Frieden und eine tiefe Verbundenheit entstehen, denn etwas in uns wurde nun vollends durchgefühlt. Es braucht dann nicht mehr nach Aufmerksamkeit schreien und an uns rütteln, in der Hoffnung, dass wir uns diesem Teil zuwenden. Es fühlt sich gesehen und ernst genommen. Damit kehrt Ruhe ein.
Wege des Hinschauens
Nicht alle Menschen brauchen kraftvolle „Aufweckersituationen“, um sich Zeit dafür zu nehmen, sich selbst bewusster mit sich auseinanderzusetzen. Es braucht auch nicht immer tiefschürfende, konfrontative, aufwühlende Arbeit, um den Dingen die nötige Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Es muss auch nicht zwingend den Ursachen auf den Grund gegangen werden. Aufmerksamkeit auf die eine oder andere Art braucht es jedoch, wenn sich etwas verändern und etwas Neues wachsen soll.
Auf Grund dessen, finde ich es sinnvoll, sich nicht ausschließlich auf einen methodischen Ansatz zu beschränken. Jede Person ist unterschiedlich und fühlt sich grundsätzlich oder an unterschiedlichen Tagen spontan eher von einer Zugangsart angesprochen, als von einer anderen. Zudem kennst du es vielleicht auch von dir selbst, dass es hilfreich sein kann, eine Sache aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten oder zu erleben. Es gibt Zeiten, da möchtest du Zeit für dich haben, zu anderen Gelegenheiten findest du es bereichernd, auch andere Menschen in ihrem Sein mitzuerleben und mit ihnen etwas zu teilen.