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Mareia Claudia Lange

SoulrootsReflexionen

über Menschliches & Zwischenmenschliches

Körper — Psyche — Gefühle

Liebe ist: nah sein wollen!?


Partnerschaft: Eine*r von euch möchte ganz viel Zeit zusammen verbringen und der andere will Alleine-Zeit? Frustrierend für beide Seiten. Geht das zusammen?

Am Anfang der Partnerschaft ist es meistens so, dass beide so viel Zeit als möglich zusammen verbringen wollen. Es ist so wundervoll sich auszutauschen, mit dem/r anderen gemeinsam etwas zusammen zu unternehmen und sich immer besser kennenzulernen. Irgendwann verziehen sich die rosaroten Wolken und jede*r verfällt in übliche Gewohnheitsmuster. Der Alltag zieht ein.

Eine Szene könnte sein: „Kommst du nachher noch vorbei und übernachtest hier?“ > „Nein, ich will mich heute mit den Jungs treffen.“ > „Oh. Na dann komme ich einfach mit.“ > Hmm. Das wird nen Männerabend. Wir wollen mal wieder ganz unter uns sein.“ > „Oh. Schade. Ich hätte dich gerne gesehen. Du kannst ja hinterher noch herkommen.“ > „Nein. Wir treffen uns ganz bei mir in der Nähe und ich muss nächsten Morgen früh raus. Ich komme an einem anderen Abend.“

Zerren und Verteidigen

Kommt diese Szene ein Mal vor, dann wird die Person, die den Wunsch hat, dass der andere bei ihr übernachtet vermutlich zerknirscht sein, aber relativ leicht drüber hinwegkommen. Kommt das dann regelmäßig vor, ist die Reaktion häufig, dass sie sich ausgeschlossen und abgewiesen fühlt. Sie wird immer wieder mitteilen, dass sie sich mehr Zeit miteinander wünscht oder anfangen zu nörgeln: „Immer triffst du dich mit den Jungs.“, „Wann sehen wir uns denn endlich mal wieder?“ Manchmal gipfelt es in: „Du scheinst mich gar nicht mehr sehen zu wollen. Bin ich dir überhaupt noch wichtig, dass du dich so oft mit deinen Freunden triffst oder alleine bei dir bleibst?“

Eine Person zerrt. Die andere Person hat den Eindruck sich dafür rechtfertigen zu müssen, sich auch mit anderen Menschen alleine treffen zu dürfen oder Zeit für sich alleine zu verbringen. Je mehr die eine Seite einfordert, desto mehr wird sich die andere Seite zurückziehen, da sie den Eindruck hat nicht mehr gut atmen zu können und um den eigenen Freiraum kämpfen zu müssen. Bleibt diese Dynamik erhalten, dann wird es mit der Zeit zu Anspannungen zwischen beiden führen, die entweder lautstark ausgetragen werden oder jede*r schluckt runter und grummelt vor sich hin.

Motivation: Das eigene Bedürfnis erfüllen

Jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich dessen, wie viel Zeit er oder sie mit anderen Menschen verbringen möchte oder alleine sein will. Es gibt Personen, die können gar nicht alleine sein, solche die es nicht lange mit vielen Menschen drumrum aushalten oder nur wenige Menschen für einen begrenzten Zeitraum ertragen oder genießen können und jede Menge Varianten dazwischen. Das hängt in der Regel mit den Verhältnissen zusammen in denen jemand aufgewachsen ist, wie sehr sich die Person in ihren Bedürfnissen gesehen gefühlt hat als Kind oder eben nicht und wie angenehm sie die Nähe erfahren hat, die sie erfuhr oder eben nicht.

Wenn jemand Zeit mit einer anderen Person verbringen möchte oder Zeit für sich braucht, dann dient das grundsätzlich der Erfüllung eines eigenen Bedürfnisses. Es ist etwas FÜR die eigene Person, nicht GEGEN die andere.

Zieht sich also jemand zurück, dann sorgt die Person für sich. Es geht ihr oder ihm nicht darum, die andere Person von sich zu weisen. Die Person die sich Gemeinsam-Zeit wünscht tut auch etwas für sich, denn dadurch fühlt sie sich beispielsweise geliebt oder sicher. Die Motivation liegt nicht darin, den anderen in seinem Freiraum einzuschränken, auch wenn das manchmal so empfunden wird. Auch hier gilt natürlich: Ausnahmen bestätigen die Regel. Es kann durchaus vorkommen, dass jemand beispielsweise aus Eifersucht nicht möchte, dass die andere Person alleine etwas unternimmt und Schritt und Tritt der anderen Person kontrollieren will.

Gesunde Nähe und Distanz

Jede Partnerschaft braucht eine Balance zwischen Gemeinsam-Zeit und Alleine-Zeit, zwischen Nähe und Distanz. So wie wir den Sonnenschein besonders genießen, wenn es wochenlang kalt und vielleicht auch noch regnerisch war oder den Regen genießen, wenn wochenlang brütende Hitze herrschte, so ist es auch in einer Partnerschaft gesund Zeiten ohne einander zu verbringen, um sich dann auch wieder aufeinander zu freuen und sich über das allein erlebte austauschen zu können. Ich rede hier nicht von wochenlangen Pausen, sondern von Stunden oder ein paar Tagen. Sicherlich ist es allerdings auch mal okay, einen Urlaub ohneeinander zu verbringen oder für’s Wochenende alleine wegzufahren. Es bringt neue Impulse in die Partnerschaft.

Wenn Pflanzen zu viel Wasser erhalten ertrinken sie irgendwann, wenn sie gar nicht gegossen werden, dann vertrocknen sie. Das kann gut auf Partnerschaften übertragen werden.

Zu wenig Zeit miteinander zu verbringen, schafft Distanz und läßt die Partnerschaft mit der Zeit vertrocknen. Dies führt zu einem Nebeneinanderherleben oder letztendlich zur Trennung. Zu viel Zeit miteinander zu verbringen erstickt die Partnerschaft. Es birgt die Gefahr, dass irgendwann nicht mehr klar ist, wo wer als Person aufhört.

Wird jedoch beachtet, dass sich immer wieder um die Partnerschaft gekümmert wird, in dem gemeinsame Erlebniszeit miteinander verbracht wird und sie durch andere kleine Aufmerksamkeiten gepflegt wird, wie beispielsweise Wertschätzungen statt Kritik, überraschenden kleinen Geschenken, hilfreiche Taten über die sich die andere Person freut und selbstverständlich auch körperliche Nähe, dann kann die Pflanze Partnerschaft prächtig gedeihen.

Die stimmige Balance finden

Was für jede Partnerschaft eine gute Balance ist, ist nicht immer ganz einfach herauszufinden, da beide in der Regel unterschiedliche Bedürfnisse haben, wie viel Gemeinsam-Zeit und Alleine-Zeit gewünscht ist. Sicherlich muss jede*r dem anderen etwas entgegenkommen. Für das obige Beispiel könnte das vielleicht lauten: „Ich gehe heute mit den Jungs aus. Morgenabend komme ich dann zu dir.“ Eine konkrete Zeitangabe ist sinnvoll, dann kann sich die Person die Nähe wünscht darauf einstellen und hängt nicht im luftleeren Raum. Wenn jede*r auf „seinem/ihrem Recht“ besteht, dann wird es in einem Machtkampf enden, der für beide zu einem unbefriedigenden Ergebnis führt. In diesem Fall ist es sinnvoll, sich professionelle Hilfe zu holen und ein Verständnis dafür zu entwickeln, was hinter den jeweiligen Bedürfnissen liegt und wie beide so zueinander finden, dass sich eine natürliche Balance zwischen Nähe und Distanz ganz von alleine ergibt. Ich begleite euch gerne in eurem Findungsprozess. Vereinbart einen Termin mit mir.

Ich hoffe du hast ein paar inspirierende Anregungen erhalten. Viel Spaß beim Umsetzung. Über Kommentare und Rückmeldungen freue ich mich. Verwende dazu bitte das Kommentarfeld. Du hast Lust auf mehr Artikel von mir? Stöbere in meinem Archiv und abonniere meinen Blog. Alle zwei Wochen schreibe ich einen neuen Artikel. Dir hat dieser Artikel gefallen. Dann teile ihn bitte mit anderen.


Montag, 6.März 2017

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Die Arbeit mit den Menschen die ich begleite, meine Partnerschaftserfahrungen, das Tango Argentino tanzen, alltägliche Erlebnisse und meine Reisen in andere Länder regen mich besonders zur Reflexion über Menschliches und Zwischenmenschliches an.
Einige meiner Reflexionen teile ich hier.

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