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SoulrootsReflexionen
über Menschliches & Zwischenmenschliches
Körper — Psyche — Gefühle

Hingabe
Es gibt Menschen, die brauchen Zeit, um anderen zu vertrauen, Persönliches von sich mitzuteilen und sich verletzlich zu zeigen. Es gibt Menschen, die auch nach viel Zeit nicht bereit sind, etwas Persönliches von sich mitzuteilen und sich verletzlich zu zeigen. Und es gibt Menschen, die sehr offen und direkt dazu bereit sind Persönliches von sich mitzuteilen und sich verletzlich zu zeigen.
Was ist deine Art?
Nach meiner Erfahrung warten Viele darauf, dass ein anderer anfängt sich zu öffnen, bevor sie von sich selbst etwas preisgeben. Das Dumme ist nur, wenn alle warten, fängt niemand an.
Ich habe für mich vor vielen Jahren beschlossen, dass ich ehrlich antworte, wenn ich gefragt werde wie es mir geht. Wenn ich traurig bin oder mich hilflos fühle, dann sage ich das genauso offen, wie wenn ich fröhlich bin oder enthusiastisch. Ich wäge ab wem ich wie viele Details erzähle. Das hängt teilweise von dem (zeitlichen) Rahmen ab, in dem ich gefragt werde. In der Regel gebe ich jedoch auch Menschen, die ich noch nicht kenne einen Vertrauensvorschuss und antworte ehrlich. Nach meiner Erfahrung entsteht schon alleine dadurch, dass ich mich menschlich zeige eine andere Verbindung. Es entsteht ein Raum, in dem jedeR sein darf, wo es okay ist, dass das Leben aus Tiefen und Höhen besteht.
Austausch über Wesentliches
Ich rede auch gerne mal über’s Wetter oder darüber was jemand erlebt hat. Viel spannender finde ich jedoch die Frage, warum jemand sich für etwas interessiert oder warum jemand sich von etwas abgestoßen oder angezogen fühlt. Ich bin neugierig auf Menschen, was in ihnen vorgeht, was sie beschäftigt und was sie bewegt. Wie kommt es, dass Menschen so denken, fühlen und handeln wie sie es tun? Was ist die Motivation dahinter?
Diese Warum-Fragen fördern nach meiner Meinung eine Entschleunigung, da meistens erst einmal darüber reflektiert werden muss oder nachgespürt werden muss, warum überhaupt so und nicht anders. Gerade in unseren hektischen Zeiten finde ich das sehr hilfreich.
Einige Menschen haben jedoch Schwierigkeiten damit auf eine solche Frage zu antworten oder sie fühlen sich kritisiert, wenn beispielsweise gefragt wird, warum sie es so und nicht anders machen. (Wobei das auch manchmal vom Ton des/r Fragenden beeinflusst sein kann.) Das finde ich schade. Es ist so bereichernd sich auszutauschen und etwas von der Welt eines anderen Menschen kennenzulernen. So empfinde ich das jedenfalls.
Wie ist das für dich? Machst du die Dinge einfach, reagierst du automatisch oder reflektierst du manchmal und spürst nach, ob es sinnvoll ist die Dinge so zu machen oder so und nicht anders zu reagieren? Bist du dir bewußt darüber, dass jeder Mensch seine eigene Erfahrungswelt hat und deshalb zu ganz eigenen Schlüssen gekommen ist?
Mut zur Lebendigkeit
Begegnungen auf einer persönlichen Ebene, wo alle Beteiligten sich immer mehr mit ihrem Innersten zeigen, empfinde ich als wesentlich lebendiger. Die Stimmung scheint gelöster. Die Masken fallen. Es fühlt sich entspannt und echt an. Diese Intensität empfinde ich als erfrischend. SEIN dürfen. Und jedeR gibt sich die eigene Erlaubnis dazu – SEIN zu dürfen. Das Schöne ist, wenn eine Person anfängt, dann trauen sich mit der Zeit auch die Menschen drumrum meistens immer mehr.
Das Leben scheint auch farbiger und pulsierender, wenn ich mich zeige und die Menschen drumrum ebenfalls. Ich finde, das Leben macht mehr Spaß auf diese Art.
Selbstverständlich ist das nicht nur mit Menschen möglich, sich zu öffnen und in Beziehung zu treten, sondern auch im Tun. Im Prinzip geht es darum, sich auf das zu konzentrieren, was ich gerade tue, ganz bei der Person oder der Sache zu sein – dort wo ich gerade bin.
Mit welcher Intention tue ich etwas oder begegne ich jemandem?
Welchen Sinn gebe ich etwas?
Dieses sich ganz dem Moment oder einer Begegnung widmen ist für mich Hingabe. Hingabe an den Moment, Hingabe an eine Person. Ganz, mit all meinen Sinnen, mit meinem Herzen. Es ist eine Zugewandheit, ein volle Aufmerksamkeit widmen. Ich gebe der Sache oder der Person dadurch Wichtigkeit.
Sicherlich kommt es vor, dass nicht immer die gleiche Intensität zurückkommt. Manche werden es vielleicht auch als naiv empfinden oder sogar ausnutzen. Aber in den meisten Fällen entsteht dadurch ein lebendigeres Tun beziehungsweise ein lebendigeres Miteinander.
Mut zu brennen?
Im Film Bab Aziz wird eine Metapher für unterschiedliche Arten sich der Liebe hinzugeben benutzt. Es heißt dort: „Die Menschen sind wie die drei Schmetterlinge vor einer Kerzenflamme. Der erste ging nahe heran und sagte: <
Wie sehr wagst du dich in die Flamme? Schreckst du schnell zurück, vielleicht aus Angst (wieder) verletzt zu werden oder nicht das zurückzubekommen, was du dir erhoffst? Wagst du dich etwas weiter vor? Öffnest dich manchmal, ziehst dich dann aber doch wieder zurück, wenn es dir zu brenzlig wird? Oder gibst du dich immer wieder voll rein? Nach dem Motto des irischen Sprichworts: „Arbeite, als würdest du kein Geld brauchen. Liebe, als hätte dich noch nie jemand verletzt. Tanze, als würde keiner hinschauen. Singe, als würde keiner zuhören. Lebe, als wäre das Paradies auf Erden.“
Ich finde es lohnt sich sich voll reinzugeben, so oft als möglich.
Wichtige Dinge nur halb zu tun oder mich besonders den mir nahen Menschen nur halb zu widmen ist nahezu wertlos. Meistens ist es die andere Hälfte die den entscheidenden Unterschied macht.
Angst weist ja bekanntlich den Weg dahin, was es anzugehen gilt. Ich lade dich demnach dazu ein deine Ängste nach und nach zu konfrontieren und den Mut zu haben deine eigenen Grenzen zu erweitern und dich immer mehr der Mitte der Flamme anzunähern, damit du und dein Leben immer mehr leuchten.
Ich wünsche dir viel Spaß beim anwenden und freue mich über Kommentare, Fragen und/oder Erfahrungsberichte. Nutze dafür das Kommentarfeld rechts neben diesem Blogartikel. Und wenn du den Artikel magst, dann leite ihn gerne an andere Personen weiter. Vielleicht inspiriert es ja jemanden oder es ist genau das, was jemand gerade braucht.