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Mareia Claudia Lange

SoulrootsReflexionen

über Menschliches & Zwischenmenschliches

Körper — Psyche — Gefühle

Wessen Bedürfnis wird gefolgt?


Vor einigen Tagen wurde die Frage an mich herangetragen, wie mit unterschiedlichen Bedürfnissen in der Partnerschaft umgegangen werden kann.

Einer der Beiden möchte Sex, der Andere nicht. oder Beide möchten den Abend gemeinsam verbringen, jedoch möchte Einer weggehen, der andere möchte Zuhause bleiben. oder Einer möchte auf’s Land ziehen, der Andere möchte weiterhin in der Stadt leben. Ich bin sicher dir fallen Situationen ein, in denen dein Bedürfnis und das deines/r (ehemaligen) Partners/in nicht übereinstimmten und nicht klar war, wie ihr damit jetzt umgehen könnt.

Wer lenkt ein?

Für viele fühlt es sich so an, als müßte einer nachgeben, das eigene Bedürfnis zurückstecken. Gefühlt steckt in den meisten Partnerschaften eine Person mehr zurück, als die Andere. Das ist auf Dauer frustrierend. Es fühlt sich ungerecht an, für die betroffene Person. Wenn es tatsächlich ein dauerhaftes Ungleichgewicht gibt, dann führt das zu Unzufriedenheit.

In manchen Situationen ist ein Bedürfnis sehr viel dringlicher als das Bedürfnis des/r Anderen. Um die Dringlichkeit einzuschätzen, kann unter Umstände eine Skaleneinschätzung helfen. 0 ist nicht dringlich und zehn extrem dringlich. Wenn die Zahlen sehr stark voneinander abweichen ist es in der Regel sinnvoll, dem Bedürfnis nachzugehen, welches so viel dringlicher ist. Dies funktioniert jedoch nur, wenn beide ehrlich bei der Einschätzung sind und beide bereit sind von Zeit zu Zeit ihr Bedürfnis hintenanzustellen. Menschen die gewohnt sind, ihre Bedürfnisse zurückzunehmen, tendieren jedoch dazu, die Dringlichkeit runterzuspielen. Solltest du dazu tendieren die Wichtigkeit deiner Bedürfnisse herunterzuspielen, dann frage dich ein Mal wie viel Energie du aufwendest, um dein Bedürfnis nicht mehr zu spüren.

Es gibt Menschen die sich sehr schnell ereifern und dazu tendieren zu dramatisieren und es gibt Menschen, die eher ruhig erscheinen, sich eher zurückziehen und unbewußt viel Energie dafür aufwenden, nicht oder wenig zu spüren.

Machtkampf

Nach meiner Einschätzung kann es leicht zu einem Machtkampf zwischen dem Paar kommen, wenn es um Interessenskonflikte geht. Wer kann besser argumentieren oder besser auf die Tränendrüse drücken?

Wie kommt es dazu, dass und wie einer auf die Erfüllung des eigenen Bedürfnisses besteht oder leicht das eigene Bedürfnis hintenanstellt? Wie so Vieles, hat auch dies mit der eigenen Geschichte zu tun.

Haben in der Kindheit und Jugend überwiegend anderen für mich entschieden, was ich tun und lassen soll und auch wie ich Dinge machen soll, dass ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich mich in meiner freien Entfaltung und Entdeckung eigener Wege eingeschränkt gefühlt habe und mich das so sehr geärgert hat, dass ich an diesen Schmerz nun jeden Mal erinnert werde, wenn jemand anderes ein Bedürfnis erfüllt haben möchte, was nicht mit meinem eigenen Bedürfnis übereinstimmt. Ich fühle mich dann in meiner Autonomie beschnitten. Kommt dir das bekannt vor?

Andere haben unter Umständen von sich aus in der frühen Kindheit beschlossen sich anzupassen, beispielsweise, in der Hoffnung dann gesehen, wertgeschätzt und geliebt zu werden. Für diese Menschen ist es „normal“ sich zurückzunehmen. Irgendwann kommt jedoch meist der Punkt im Leben, wo diese Menschen spüren, dass es so nicht mehr weitergehen kann und soll. Sie beschließen nun, dass sie nicht mehr bereit sind einzulenken.
Wenn zwei Personen mit diesen unterschiedlichen Strukturen aufeinandertreffen, dann ist ein Machtkampf vorprogrammiert.

Wenn nicht jetzt wann dann? Wenn nicht so, dann wie?

Eine Möglichkeit mit einer Situation, in der beide unterschiedliche Bedürfnisse haben, umzugehen, und die Dringlichkeit gleich zu sein scheint, ist, dass nach einer dritten Möglichkeit geschaut wird. Eine Lösung, mit der sich beide bestmöglich arrangieren können. Oder einer bestimmt dass, der andere wie bzw. wenn nicht jetzt, dann wann. Um es anschaulicher zu machen, kehre ich zu den Beispielen vom Anfang zurück.

Beispiel 1: Einer möchte Sex, der andere nicht.
Einer sagt, dass er/sie Sex möchte, der/die andere sagt wie. Und falls es tatsächlich in diesem Moment nicht erfüllbar ist, dann liegt es in der Verantwortung der Person die ablehnt umgehend zu sagen, wann sich dafür Zeit genommen wird. Wenn es ein Grundsatzthema ist, in dem einE PartnerIn grundsätzlich Sex ablehnt, dann ist es wichtig herauszufinden, an was es liegt. Die Frage, wie der Sex sein müßte, damit es vorstellbar ist, kann dabei helfen. Wenn jemand grundsätzlich nicht möchte, dann sollte sich auch mit der Frage auseinandergesetzt werden, ob eine Außenbeziehung annehmbar wäre. Wenn die ablehnende Person auf Monogamie besteht, obwohl sie monate- oder jahrelang keinen Sex möchte, dann geht die Rechnung nicht auf. Ich kann vom Anderen keine Monogamie verlangen, wenn ich selbst nicht bereit bin auf dieses Grundbedürfnis des/r Anderen einzugehen.

Beispiel 2: Beide möchten den Abend gemeinsam verbringen, jedoch möchte Einer weggehen, der andere möchte Zuhause bleiben. Zunächst ein Mal ist zu klären, was die Gründe für das jeweilige Bedürfnis sind. Möchte eineR Zuhause belieben, weil er/sie beispielsweise zu erschöpft ist oder weil er/sie Zweisamkeit oder ungeteilte Aufmerksamkeit möchte? Und möchte der/die Andere weggehen, um unter Leute zu kommen oder um etwas anderes zu sehen, als immer nur die eigenen vier Wände? Wenn klar ist, um was es wirklich geht, kann das schon einen Schritt hin zu einer gemeinsamen Lösung aufzeigen. Vielleicht ist der/die Andere dann bereit dem/r Anderen entgegenzukommen? Oder es wird sich darauf geeinigt, dass heute das Eine und am nächsten Tag oder beim nächsten Treffen das Andere gemacht wird.

Beispiel 3: Einer möchte auf’s Land ziehen, der Andere möchte weiterhin in der Stadt leben.
Auch hier sind die Motivationen zu klären. Ist eine Kleinstadt ein Kompromiss? Oder auf dem Land, mit einer guten Anbindung/nahe an eine Stadt? Oder noch ein Jahr ind er Stadt und dann auf’s Land? Oder wohnen in der Stadt, aber ein vielleicht am Stadtrand oder ein Grundstück auf dem Land, wo die Wochenenden verbracht werden?

Auf was könnt ihr euch einigen?

Zusammenfassung:
Wer muß mehr Energie aufwenden, wenn das Bedürfnis nicht erfüllt wird?
Was ist die Motivation für das jeweilige Bedürfnis? Wichtig: Hierbei geht es nicht darum die Wichtigkeit des Bedürfnisses des/r Anderen zu beurteilen!
Wie kann eine Lösung aussehen, mit der sich beide arrangieren können?
EineR bestimmt wann, der/die Andere bestimmt was.
Wenn nicht jetzt, wann dann? Wichtig: Zeitpunkt legt die Person fest, die ablehnt und dieser Zeitpunkt wird eingehalten! Es liegt in der Verantwortung der Person die ablehnt, dafür zu sorgen, dass es stattfindet.
Beide achten darauf, dass es zu einem Gleichgewicht der Bedürfniserfüllungen kommt.
Was bräuchte es, damit ich mich auf die Bedürfniserfüllung der anderen Person einlassen kann?

Meine Erfahrung zeigt, dass, wenn darauf geachtet wird, dass die Bedürfnisse beider gleichwertig betrachtet werden und die Motivation verstanden und mit offenem Herzen angenommen wird, eine Einigung möglich ist, wenn dabei beide ihren Werten treu bleiben können.

Ich wünsche dir, dass ihr es schafft aufeinander einzugehen. Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen teilst. Benutze dafür, wie auch für Fragen oder Anregungen für zukünftige Blogartikel bitte das Kommentarfeld. Und wenn du regelmäßig über zukünftige Blogartikel unterrichtet werden möchtest, dann abonniere meine Blogartikel.


lunedì, 11.luglio 2016

warum ich den Blog führe

Die Arbeit mit den Menschen die ich begleite, meine Partnerschaftserfahrungen, das Tango Argentino tanzen, alltägliche Erlebnisse und meine Reisen in andere Länder regen mich besonders zur Reflexion über Menschliches und Zwischenmenschliches an.
Einige meiner Reflexionen teile ich hier.

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