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Mareia Claudia Lange

SoulrootsReflexionen

über Menschliches & Zwischenmenschliches

Körper — Psyche — Gefühle

Recht haben oder in Verbindung sein


Kennst du Momente in denen du den Eindruck hast bei deinem Gegenüber einfach nicht mit deinem Anliegen durchzudringen? Ist der oder die Andere schwerhörig oder begriffsstutzig?

Ich kenne solche Momente. Ich hatte mit einer nahen Verwandten über Jahre das Gefühl, dass wir in punkto Kommunikation einfach nicht zusammenfinden. Ich war völlig verzweifelt und hatte jede Hoffnung aufgegeben, dass das jemals wieder anders werden könnte.

Ich wünschte mir, dass die Person differenziert, dass sie also beispielsweise nicht sagt: „Du bist ja immer anderer Meinung.“ Mir war es wichtig, dass sie sieht, dass wir manches Mal einer Meinung sind und andere Male nicht. Ich war daran interessiert zu erfahren, was diese Person beschäftigt, was ihr nahe geht, was sie berührt. Sie wollte mit mir nicht über persönliche Themen reden. Ich wollte nicht über das Wetter reden oder wer sich blöd verhalten hatte. Wir schienen keinen gemeinsamen Nenner finden zu können. Ich merkte, dass ich mich über die Jahre immer mehr zurückzog und verschloss. Meine Verwandte warf mir vor, ich würde mich so selten melden und nicht an ihr interessiert sein. Es war eine unhaltbare Situation. Zum Verzweifeln.

Ich dachte mir: „So schwer kann das doch nicht sein, in der Sprache genau zu sein oder mir etwas über ihre Gefühle zu erzählen.“ Aber das war wohl nicht ihre Art und das fiel mir schwer zu akzeptieren. Ich versuchte es meiner Verwandten auf alle möglichen Arten nahezubringen, warum mir diese Genauigkeit in der Sprache oder das Sprechen über innere Erlebnisse so wichtig ist.

Ich war offensichtlich der Meinung, ich wüßte, wie unsere Kommunikation abzulaufen hat, damit wir in Verbindung sind. Anders würde es mir keine Freude bereiten in Kontakt zu sein und warum sollte ich mit jemandem in Verbindung bleiben, wenn ich keine Freude daran habe, auch wenn es eine sehr nahe Verwandte war?

Ich behauptete doch tatsächlich, dass ich alles versucht hätte, damit sich die Stimmung zwischen uns verbessert und die Anspannung abbaut. Ich hatte zunächst meine Verärgerung ausgedrückt und vehement ausgesprochen, dass ich diese Generalisierungen nicht möchte. Ich hatte durchgeatmet und probiert über diese „unmöglichen“ Sabotagen, als die ich die Verweigerung auf meine Wünsche einzugehen empfand, meiner Verwandten hinwegzusehen. Ich hatte versucht es in ruhigem Ton zu erklären. Nichts half. Die Stimmung verbesserte sich kein bisschen. Es wurde immer schlimmer, bis ich den Kontakt abbrach. Wieso sollte ich mir länger Vorwürfe anhören? Warum sollte ich in einer solch frustrierenden Situation bleiben, wo mir die andere Person einfach nicht zuzuhören schien?

Alles tanzt nach meinem Kommando

Mir ging nie auf, dass ich im Grunde genommen nach dem Motto funktionierte: Du hast so zu sein, wie ich es für richtig halte, denn ich weiß schließlich wie Kommunikation funktioniert, und wenn du es nicht tust, dann habe ich alles Recht der Welt sauer oder verletzt oder was auch immer zu sein und letztendlich den Kontakt abzubrechen.

Meine Verwandte sagte mir immer wieder, ich wolle immer Recht haben. Ich bestand darauf, dass es mir nicht darum ginge wer Recht hat mit der eigenen Meinung, sondern, dass einfach differenziert wird und es okay ist, wenn wir anderer Meinung sind. Mir war mein Dominanzgehabe dabei nie klar, schließlich ging es mir ja angeblich nicht ums Recht haben.

Der Verlust des Wohlwollens

Was in diesem ganzen Hickhack auf der Strecke blieb war natürlich die Zuneigung zueinander, das Wohlwollen füreinander, das Sehen dessen, was verbindet. Ich schaute nur noch auf das, was wieder schief lief, so lange wir im Kontakt waren und schaute unbewußt nach Anzeichen, die meine Vorurteile bestätigten, dass es mit unserer Kommunikation sowieso nicht klappt oder die Person mir nicht wohlgesonnen ist. Ich wertete meine Verwandte innerlich ab. Ich stellte mich auf eine höhere Stufe – unbewusst. Was hatte ich aber davon außer Entzweiung?

Das Gefühl dafür, dass wir es grundsätzlich gut miteinander meinen blieb völlig auf der Strecke. Ich war innerlich hart geworden.

Kennst du das von dir selbst?
Vielleicht ist es bei dir nicht die Art der Kommunikation oder der Inhalt der Kommunikation die nicht so klappt, wie du es dir vorstellst. Vielleicht ist es bei dir ein Ordnungssystem, welches dir wichtig ist, die Art, wie mit Kindern umgegangenen wird oder wie ein bestimmtes Gericht gekocht wird.

Zwei Welten prallen aufeinander

Jeder Mensch hat einen anderen Erfahrungshintergrund. Irgendwann im Leben hast du bestimmte Verhaltensweisen und Eigenarten entwickelt, weil es dir zu dem Zeitpunkt, zu dem du es entwickelt hast, dienlich war oder sich sogar gefährlich anfühlte, wenn du es anders gemacht hättest.

Die wenigsten Menschen mögen Veränderungen. Wenn jemand etwas anders macht als wir, dann ist das eine potentielle Veränderung, die von uns – so fühlt es sich für manche an – verlangt wird. Es gibt Menschen, die gerne neue Wege Dinge zu tun kennenlernen oder gelassen darüber hinwegsehen können, wenn jemand etwas anders macht als sie. Das gelingt oftmals so lange, wie es nicht dauerhaft in den eigenen vier Wänden oder am Arbeitsplatz oder einem anderen Ort, an dem wir uns regelmäßig aufhalten, stattfindet. Findet das dauerhaft im eigenen „Territorium“ statt, dann kann es sich schon bedrohlicher anfühlen.

Wessen Territorium ist es aber, wenn zwei oder mehr (erwachsene) Menschen in einem gemeinsamen Raum zusammenkommen? Hat jemand mehr Recht zu bestimmen wie Dinge zu machen sind? Weshalb ist jemand der Meinung mehr Recht zu haben? Jeder findet mit Sicherheit gute Gründe für den eigenen Standpunkt. Es macht für die Person Sinn, die Dinge so zu tun, wie sie es tut und weshalb es auch alle anderen so machen sollten. Aber wo führt das hin im Miteinander? Es geht ja nicht darum, dass ich die Oberherrschaft über ein Territorium gewinne. Für manche fühlt es sich jedoch so an. Für sie ist es wichtig die Kontrolle zu behalten.

Vom Thron runtersteigen

Die Wende im Kontakt mit meiner nahen Verwandten kam in dem Moment, in dem mir klar wurde, dass ich tatsächlich versuchte Recht zu haben. Ich dachte, ich wüßte, wie wertvolle, verbindende Kommunikation (zwischen uns, aber auch allgemein) abzulaufen hat. Mir wurde klar, wie dominant ich dabei war. Mir wurde klar, wie ich strafte, wenn meine Verwandte nicht so funktionierte, wie ich es wünschte. Ich strafte sie mit Kontakteinschränkung und ab einem bestimmten Punkt mit Kontaktabbruch.

Ich rief sie an und erzählte ihr von meinen Einsichten. Ich erzählte von meinen äußeren Bemühungen, die aber teilweise unehrlich waren, denn ich hatte Ruhe vorgetäuscht, wo keine gewesen war. Ich erzählte von den inneren Vorwürfen ihr gegenüber und meiner Dominanz der Verbindung, dadurch, dass ich darauf bestand, wie diese abzulaufen hätte. Ich erzählte ihr, dass sie im Grunde keine Chance gehabt hatte an mich ranzukommen, denn ich hielt unbewußt sowieso nur nach Bemerkungen Ausschau, die meine Vorurteile ihr gegenüber bestätigten.

Ich entschuldigte mich bei ihr dafür, dass ich sie mit meiner arroganten Art so sehr verletzt hatte und für Distanz zwischen uns gesorgt hatte. Ich dankte ihr für all das, was ich sah, was sie für unsere Verbindung getan hatte.

Sie hörte ruhig zu und war berührt. Ich merkte, dass es mir das Herz für sie öffnete, da ich von meinem Thron runtergestiegen war und meinen Anteil an der Aufrechterhaltung des Konflikts benannt hatte. Mein Blick und mein Zuhören wurden wieder klarer.

Verbindung schaffen

Für unsere Verbindung geht es nun darum eine neue Basis zu schaffen. Für mich geht es darum im Auge zu behalten, dass ich mein „Ich weiß wie Kommunikation funktioniert.“ oder auch wie andere Dinge zu funktionieren haben, sein lasse. Es geht darum, dass ich wähle, die andere Person so zu nehmen wie sie ist und in mir den Raum des Wohlwollens und der Zuneigung offen lasse, beziehungsweise noch mehr erweitere. Mich nicht ereifern, wenn sie nicht differenziert, sondern Generalisierungen ausspricht, sondern es gelassen hinnehmen. Davon geht die Welt nicht unter. Die Welt wird jedoch trüber, wenn ich mich innerlich hart mache und mit einer Person im Zwist liege, die mir eigentlich nahe ist und am Herzen liegt. Erst wenn mir gelingt innerlich einen Raum des Wohlwollens und der Zuneigung der anderen Person gegenüber zu pflegen, kann sich im Äußeren eine Wendung ergeben und plötzlich tun sich Möglichkeiten auf, es werden Wege z.B. der Kommunikation miteinander gefunden.

Was ist es in deinem Leben, wo es gilt von deinem Thron des „Ich weiß, wie es zu funktionieren hat oder richtig geht/ist“ runterzusteigen? Wie dominierst du andere? Welche Rechtfertigungen legst du dir dafür zurecht? Welches Gefühl bleibt dabei für den/die andere auf der Strecke? Wofür gilt es dich zu entschuldigen? Welche neue Art des Miteinanders möchtest du für euch? Wie mußt du dafür sein? Musst du offener sein oder ehrlicher, mutiger oder zurückhaltender? Spür in dich hinein und vertraue, dass es dir möglich ist so zu sein.

Denk dran, es ist nur eines möglich: Recht haben oder in Verbindung sein. Wofür entscheidest du dich?

Ich hoffe du hast ein paar hilfreiche Anregungen durch das Lesen dieses Artikels erhalten. Hat es dich zum Nachdenken gebracht? Ich wünsche dir, dass du den Mut hast, ehrlich mit dir selbst und den Menschen um dich herum zu sein. Ich freue mich über Kommentare und Rückmeldungen. Du glaubst, dieser Artikel könnte hilfreich sein für jemanden den du kennst? Dann leite ihn gerne weiter. Du möchtest mehr von mir lesen? Dann stöbere in meinem Artikelarchiv und abonniere meinen Blog.

Du und dein Partner oder deine Partnerin habt euch in eurer Kommunikation so verrannt, dass ihr das alleine nicht mehr hinbekommt? Dann bewerbt euch gerne für eine kostenfreie Magische Partnerschaft Erkundungssitzung. In dieser finden wir gemeinsam heraus, wo es für euch hingehen soll und wie ich euch dabei am besten begleiten kann, wenn wir uns eine langfristige Zusammenarbeit vorstellen können.

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Montag, 22.Januar 2018

warum ich den Blog führe

Die Arbeit mit den Menschen die ich begleite, meine Partnerschaftserfahrungen, das Tango Argentino tanzen, alltägliche Erlebnisse und meine Reisen in andere Länder regen mich besonders zur Reflexion über Menschliches und Zwischenmenschliches an. Einige meiner Reflexionen teile ich hier.

3 Kommentare

Franzi

Und da ist er wieder einer Deiner Wundervollen Artikel in dem ich mich wieder finde. Es stimmt unheimlich, wenn ich aufhöre zu glauben das ich die bessere hälfte bin die Erzieht dann gebe ich meinem Partner die Chance auch zu Erziehen.
Ich denke wahrhaftig ich habe recht und das habe ich nicht immer. Aber ich stehe auf einem Schemel und glaube nur weil ich was gelesen habe was er noch nicht weiß das es dann rechtens ist Ihn so zu behandeln,

Danke für deinen tollen Artikel!

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