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Mareia Claudia Lange

SoulrootsReflexionen

über Menschliches & Zwischenmenschliches

Körper — Psyche — Gefühle

Ich bin nicht gut genug.


Du möchtest gewählt werden bzw. selbst auswählen, statt am Rand als Zuschauer*in sitzen zu bleiben oder die wenig(er) begehrten Partner*innen oder Aufgaben abzubekommen?

Die Angst vor Ablehnung

Viele Menschen bleiben am Rande oder außerhalb des Geschehens, weil sie sich nicht trauen zu handeln, aus Scheu vor Ablehnung oder Scheitern.

Nicht gut genug zu sein ist eine Überzeugung, die viele Menschen in sich tragen. Nicht alle die es betrifft sind sich dessen bewußt oder würden es zugeben. Es ist trotzdem ein weit verbreitetes Phänomen.
Traust du dich nicht etwas zu tun, bei etwas mitzumachen oder jemanden anzusprechen, weil du unsicher bist, ob du den Ansprüchen gerecht werden kannst oder weil du unsicher bist, was du zu der Person sagen sollst?
Wir sind in der westlichen Gesellschaft so sehr auf Leistung getrimmt, dass wir viele unserer spontanen Impulse unterdrücken, aus Angst einen dummen oder ungeschickten Eindruck zu hinterlassen. Wir wollen nicht unangenehm auffallen.

Kommt dir das bekannt vor? Mir schon.

Wann hast du dich das letzte Mal bei einem geselligen Anlass, bei der Arbeit oder in deiner (letzten) Partnerschaft zurückgehalten, aus Angst vor einer Reaktion des/r Anderen die dich als unfähig oder ungeschickt abgestempelt hätte?

Zurückhaltung führt zu Unlebendigkeit

Ich erinnere mich an eine Situation an einem Vortragsabend vor etwa 10 Tagen, als der Vortragende nach einer kurzen Übung (einer inneren Reise zu einer bestimmten Landschaft), die er mit uns gemacht hatte, fragte, was wir wahrgenommen hatten. Ich hatte durchaus klare Bilder gehabt. Es gab jedoch eine Unsicherheit in mir, ob es das war was wir sehen „sollten“. Ich zögerte mich mitzuteilen und so erging es auch vielen anderen im Publikum. Nur ganz wenige beantworteten seine Frage. Als er dann sagte, was wir hatten wahrnehmen „sollen“ stellte ich fest, dass es das war, was ich tatsächlich wahrgenommen hatte. Ich hätte mich also nicht blamiert, wenn ich es ausgesprochen hätte. Andererseits fragte ich mich, was so schlimm daran gewesen wäre, wenn das was ich erlebt hatte, nicht mit dem übereingestimmt hätte, was er beabsichtigt hatte. Davon wäre die Welt ja auch nicht untergegangen.

Das Ergebnis meines Vorgehens und das der meisten anderen war, dass keine Diskussion, kein Austausch stattfand. Es wurde nicht lebendig. Es fühlte sich zäh an. Der Vortragende war auf unsere Rückmeldungen angewiesen, damit es zu einem Miteinander werden konnte – wir, das Publikum, verharrten jedoch in Scheu.
Diese Scheu – oder wie auch immer du es für dich benennen willst – kenne ich auch aus vielen anderen Situationen. Das Ergebnis ist, dass das Leben dahinplätschert. Es findet kein wirklicher, echter Kontakt zwischen den Anwesenden statt. Ich empfinde das oft als frustrierend und unbefriedigend. Und in dieser Kontaktlosigkeit fühlte ich mich auch lange einsam, selbst wenn ich mitten unter vielen Menschen war.

Offenheit führt zu Verbundenheit

Ich kenne auch andere Situationen. Ich erinnere mich an einen anderen Vortragsabend an dem ich vor ca. 2 Monaten teilnahm. Dort teilte ich mich offen mit, nach einer Übung und der Frage der Vortragenden, was wir erlebt hatten. Dort war es mir gleichgültig, ob das, was ich sagte, auf die anderen im Publikum seltsam wirkte oder nicht. Die Vortragende ging auf meine Antwort und auch die Antworten der wenigen anderen, die sich getraut hatten etwas zu sagen, ein. So hatte sie eine Basis ihre Ansichten weiter auszuführen. Sie konnte Bezug nehmen auf etwas, was wir konkret beigetragen hatten. Dies machte den Vortrag lebendiger und anschaulicher. Niemand schaute mich seltsam an hinterher. Im Gegenteil. Eine Freundin, die dabei war, bat mich bei einem späteren Treffen, das was ich beim Vortrag gesagt hatte genauer auszuführen. Wir hatten einen sehr anregenden Austausch. Sie wollte es genauer Wissen und lernte Neues für sich dazu. Ich hatte Freude daran, mit ihr etwas von meinen Erfahrungen und meiner Sicht auf die Welt zu teilen. Wir genossen es beide, dass wir uns dadurch noch ein bisschen besser kennenlernten. Dadurch entstand eine noch stärkere Verbundenheit zwischen uns.

Das Nicht-Mitteilen oder Nichts-Beitragen wahrte die Abstände zwischen den Menschen und das Mitteilen führte zu einem anregenden Austausch und einer stärkeren Verbundenheit zwischen Menschen.

Mut zum Sprung ins Ungewisse

Manchmal braucht es Mut und den Sprung ins Ungewisse, um zu diesem Miteinander zu gelangen. Nach meiner Erfahrung lohnt es sich aber und in den meisten Fällen sind die Ergebnisse angenehm. Selbst in Situationen in denen ich zunächst dachte: „Na, das war ja wohl ein Reinfall. Er wird nie wieder mit mir xy tun wollen, so ungeschickt, wie ich mich angestellt habe.“ stellte ich viel später fest, dass meine Einschätzung über seine Gedanken über unsere gemeinsame Aktion falsch war und meine Selbstkritik völlig überflüssig. Ich erinnere mich dabei an eine Situation beim Tango tanzen. Ich tanzte mit jemandem, dessen Tanzstil sehr anders war als meiner und der viele Jahre mehr Tanzerfahrung hatte als ich. Mir schien, dass wir nicht wirklich eine gemeinsame „Sprache“ fanden, als wir miteinander tanzten. Das fand ich sehr schade, denn ich mochte sowohl ihn, als auch seinen Tanzstil. Als wir uns Monate später wiedersahen und auf diesen gemeinsamen Tanz zu sprechen kamen, sagte er doch tatsächlich: „Ich mag es gerne wie du tanzt und würde mir gerne etwas davon abgucken.“ Mir ging es andersherum ähnlich. Ich war total überrascht von seiner Aussage. Seine Einschätzung über unseren gemeinsamen Tanz war völlig anders als das, was ich mir ausgemalt hatte in meinen Katastrophengedankenspielen.

Kennst du das auch, dass du eine ablehnende Reaktion erwartest?

Menschlichkeit ist weiter verbreitet als du denkst

Nach meiner Erfahrung gibt es viel mehr Menschen, die menschlich, offen, verständnisvoll und neugierig reagieren, als wir uns selbst vorstellen können. Dazu braucht es aber den Mut uns zu trauen Dinge zu tun, von denen wir wissen oder vermuten, dass wir sie nicht perfekt beherrschen. Jeder Mensch beherrscht die wenigsten Dinge perfekt. Kennst du jemanden der/die wirklich absolut alles kann? Ich nicht.

Bekanntlich macht Übung den Meister. Und je mehr du dich darin übst dich zu zeigen und mitzuteilen, desto leichter wird es.

Wenn du eine Starthilfe brauchst, dann melde dich gerne bei mir und ich begleite dich in den ersten Schritten, durch gemeinsame vorbereitende oder nachbereitende Übungen.

Ich ermutige dich darin, dass du das nächste Mal, wenn dir danach ist dich zurückzuhalten jemanden anzusprechen, dich mitzuteilen oder bei etwas mitzumachen, stattdessen deinen Mut zusammennimmst und es angehst. Probier dich aus. Du wirst mit Sicherheit überwiegend angenehme Reaktionen erleben und viele verbindende Momente erfahren. Und das Leben wird viel lebendiger und authentischer. Viel Spaß dabei.

Ich freue mich über deine Rückmeldungen. Welche Erfahrungen hast du gemacht? Welche Reaktionen hast du erhalten? Hinterlass bitte deine Kommentare unterhalb dieses Blogartikels. Du hast Verständnisfragen? Nur zu, nutze das Kommentarfeld. Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn gerne mit anderen.


Montag, 1.Mai 2017

warum ich den Blog führe

Die Arbeit mit den Menschen die ich begleite, meine Partnerschaftserfahrungen, das Tango Argentino tanzen, alltägliche Erlebnisse und meine Reisen in andere Länder regen mich besonders zur Reflexion über Menschliches und Zwischenmenschliches an. Einige meiner Reflexionen teile ich hier.

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