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SoulrootsReflexionen
über Menschliches & Zwischenmenschliches
Körper — Psyche — Gefühle

Fünf Säulen eines balancierten Lebens
Fühlst du dich erschöpft, empfindest du dein Leben als sinnlos oder fühlst du dich einsam, selbst, wenn du unter Menschen bist? War dein Job plötzlich weg, bestehen keine wirklichen Freundschaften oder der Wunsch nach Partnerschaft ist unerfüllt? Weißt du wenig mit dir anzufangen, wenn du Zeit hast und alleine bist? Dann geht es dir wie vielen anderen auch.
Verlust der Freude
Ich hatte einige Jahre in meinem Leben, in denen ich viel durch Deutschland, die Schweiz und Italien tourte, um dort Vorträge, Workshops und intensive Begleitungsarbeit für Einzelpersonen und Paare bei den Menschen vor Ort anzubieten. Ich fand es eine Zeit lang wunderbar. Ich lernte neue Gegenden kennen und kam mit den Einheimischen unmittelbar, sehr intensiv in Kontakt. Ich war meistens privat untergebracht und erlebte so auch die Besonderheiten der Region im Alltag mit. Ich fand meine Arbeit schon immer sehr erfüllend und war dankbar, dass ich mit dem Geld verdiene, was mir aus tiefstem Herzen Freude macht.
Es kam jedoch ein Punkt, an dem ich diese Freude verlor. Selbstverständlich fragte ich mich warum. Manche vermuteten, dass es einfach zu anstrengend ist, ständig mit den emotionalen Schwierigkeiten anderer Menschen konfrontiert zu sein. Das war für mich jedoch nicht der Punkt. Ich erlebe nicht nur die emotionalen Abgründe der Menschen mit, sondern auch das freudige, leuchtende Erblühen, welches durch die gemeinsame Arbeit immer kraftvoller geschieht. Ich empfinde es als Geschenk, Menschen auf so intensive Art kennenzulernen. Ich empfinde es als Ehre in diesen Tiefen teilhaben zu dürfen, Einblicke zu bekommen, die sich im alltäglichen Miteinander höchst selten zeigen.
Mir wurde klar, dass mein Leben unausgeglichen war. Ich hatte wunderbare Freunde – aber ich sah sie kaum. Ich hatte keine Partnerschaft – denn dafür war ich viel zu viel unterwegs. An eine regelmäßige, gesellige Freizeitbeschäftigung war nicht zu denken, aus dem gleichen Grund. Ich hatte zwar einen offiziellen Wohnsitz, aber im Grunde war ich auf ständiger Durchreise. Und dann kam der Punkt, wo die Einnahmen in keinem Verhältnis zum Aufwand standen und mich nur schlecht als recht über die Runden brachten. So sollte es nicht weitergehen.
Fünf wichtige Lebensbereiche
Mir wurde immer klarer, wie wichtig es ist die fünf Lebensbereiche
- Partnerschaft/Familie
- Beruf
- Freunde
- Freizeit und
- Wohnen
ausgeglichen zu halten, um mich auf den verschiedensten Ebenen genährt zu fühlen. Gesundheit ist sicherlich auch noch ein wichtiger Faktor, einer der durch die fünf erwähnten Lebensbereiche beeinflusst wird. Da dieser so stark mit allen fünf Bereichen verquickt ist, möchte ich ihn nicht als eigenständigen Bereich aufführen. Die fünf Lebensbereiche, die ich hier erwähne, können, in meinen Augen, jeweils für sich alleine stehen.
Wohnen
Ich entschied mich, mir wieder einen festen Wohnsitz zu etablieren. Am besten an einem Ort, wo ich einige meiner engen Freunde um mich habe, auch sonst etwas vernetzt bin und welcher mir die Möglichkeit bietet Freizeitaktivitäten nachzugehen, die mir Freude machen. Außerdem brauchte es natürlich die Möglichkeit dort meine Arbeit fortführen zu können.
Meine Wohnung ist für mich ein Ort an dem ich mich wohl fühle und in dem ich auftanke. Ein Ort in dem es mir gelingt mich zu zentrieren, selbst wenn es mal hektisch zugeht im Leben oder ich zwischendurch doch mal wieder mehr unterwegs war. Ich kann Kraft schöpfen.
Freundschaften
Meine FreundInnen sind mir ein unersetzlicher Quell der Inspiration und Freude, des nährendes Austausches und der gegenseitigen Unterstützung. Auch wenn ich nicht alle meine engsten FreundInnen in der unmittelbaren Nähe habe, ist nun für sie klar wo sie mich finden, wenn sie mich besuchen möchten. Sie sind herzlich willkommen. Ich empfinde die gemeinsamen Erlebnisse als enorm bereichernd. Freundschaften haben eine andere Qualität als eine Partnerschaft oder das Leben in der Familie. In der Regel wird nur eine begrenzte Zeit miteinander verbracht. In Freundschaften wird über so manches hinweggesehen, was in der Partnerschaft oder der Familie eher mal zu Konflikten führen würde. Manche Freundschaften sind langanhaltender als Partnerschaften. Manche meiner FreundInnen kannte ich schon in meiner Jugend- oder Studienzeit. Gemeinsam sind wir durch dick und dünn gegangen. Sie kennen mich in allen Lebenslagen. Ich bin so dankbar, dass wir uns aufeinander verlassen können und Freud und Leid miteinander teilen.
Freizeit
Da ich nun seit einiger Zeit wieder an einem festen Wohnsitz bin, ist es mir möglich Freizeitbeschäftigungen nachzugehen, die meine regelmäßige Anwesenheit an einem bestimmten Ort erfordern. Ich liebe diese geselligen Begegnungen, in denen ich lerne und mich dadurch persönlich entwickle. Manche sind stiller als andere. Ich glaube es ist gar nicht so entscheiden was genau es ist, so lange es mir Freude macht und mich zum leuchten bringt. Das eingebunden sein in eine Gemeinschaft die ein Interesse teilt empfinde ich als nährend.
Beruf
Seit sich mein Leben wieder mehr stabilisiert hat, macht mir auch meine Arbeit wieder Freude. Da ich schon immer eine neugierige Person war, offen für neue Impulse, hat sich meine Arbeit inhaltlich stets weiterentwickelt. Der Kern und die Absicht meiner Arbeit ist immer erhalten geblieben. Mein Fokus hat jedoch im letzten Jahr begonnen sich mehr und mehr zu verschieben. Ich spürte ein Bedürfnis nach einer neuen Ausrichtung oder einem anderen Schwerpunkt. Der Prozess ist noch nicht ganz abgeschlossen, es wird jedoch immer klarer wo es hingeht.
Partnerschaft/Familie
Durch eine meiner Freizeitbeschäftigungen begegnete ich dann dem Mann, mit dem ich inzwischen verlobt bin. Für mich ist Partnerschaft der Bereich, in dem meine Gefühle am meisten aufgewühlt werden. Nirgendwo anders bekam ich in meinem Leben so sehr den Spiegel vorgehalten wie in Partnerschaften oder früher in meiner Ursprungsfamilie. Manchmal war dies schmerzhaft und doch am Ende lehrreich. Es half mir zu der zu werden die ich jetzt bin, mit den Werten die mir, auf Grund meiner Geschichte, wichtig sind. Ich empfinde Partnerschaft als den Lebensbereich durch den die tiefste Heilung alter Verletzungen möglich ist. Jetzt ist meine Partnerschaft eine Kraftquelle, basierend auf Liebe, gemeinsamen Werten und Interessen, dem Respekt der anderen Ansichten der/s Anderen. Es ist ein sich gegenseitig unterstützen und wertschätzen.
Das Leben auf einer breiten Basis aufbauen
Ich bin überzeugt, dass es wichtig ist, das Leben so zu leben, dass all diese fünf Lebensbereiche genährt werden, um sich wirklich erfüllt zu fühlen und sich ausgeglichen, in der eigenen Lebendigkeit ganz zu entfalten.
Als Metapher nehme ich mir gerne das Bild von fünf im Kreis angeordneten Säulen her, auf denen ein Dach ruht. Werden alle fünf Lebensbereiche ausgeglichen gelebt, dann sind die Säulen gleich hoch und gleich dick. Wird ein Lebensbereich vernachlässigt oder kann gerade nicht gelebt werden, dann kann das durch die anderen vier Säulen noch aufgefangen werden. Sind nur drei Lebensbereiche gleich belebt, dann wird es schon deutlich instabiler. Liegt die Konzentration lediglich auf zwei Lebensbereichen, dann wird es extrem wackelig. Sollte nur ein Lebensbereich gelebt werden, dann rückt diese Säule ins Zentrum des Daches. Es braucht sehr viel Konzentration, dass dieser Balanceakt gut geht. Es ist abzusehen, dass das Dach früher oder später von der Säule abrutscht oder runterkracht.
Wie sieht es in deinem Leben aus? Lebst du diese fünf Lebensbereiche ausgeglichen? Ist eines oder sind mehrere Bereiche stärker ausgebildet oder vernachlässigt? Wie geht es dir damit?
Finde für dich Möglichkeiten, wie du die Bereiche stärker beleben kannst, die sozusagen unterernährt sind, besonders dann, wenn du merkst, dass sich Unzufriedenheit oder Desinteresse in deinem Leben breit macht.
Wie würdest du es haben wollen, wenn alles möglich wäre? Was kannst du dazu beitragen, dass es zu dem wird, wie du es dir wünschst? Welche Schritte braucht es? Auch wenn es dir spontan unmöglich scheint, dass du alleine eine Veränderung bewirken kannst und glaubst, dass es von äußeren Bedingungen oder Menschen abhängt, wird es eine Möglichkeit geben. Manches braucht vielleicht Vorbereitung oder Geduld und Ausdauer. Letztendlich ist es jedoch möglich, wenn du deine Prioritäten klärst, für dich die notwendigen Entscheidungen triffst und deine Energie dann entsprechend ausrichtest.
Ich wünsche dir viel Spaß beim ausprobieren und freue mich über Kommentare und Rückmeldungen. Nutze dafür, wie auch für Fragen oder Wünsche für zukünftige Blogthemen, bitte das Kommentarfeld.