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Mareia Claudia Lange

SoulrootsReflexionen

über Menschliches & Zwischenmenschliches

Körper — Psyche — Gefühle

Drei Fehlannahme die hilfsbereite Menschen frustriert und unzufrieden zurücklassen.


Wenn ich klar und deutlich sage was ich brauche bin ich egoistisch.

Die Meisten von uns wurden so erzogen, dass sie gelernt haben, dass es edel ist anderen zu helfen, es sich aber nicht gehört andere direkt um Hilfe zu bitten oder klar zu sagen, was sie brauchen. Es wurde hoch gelobt, wenn wir Dinge selbstständig erledigen und wir mußten uns als Kinder oft den Wünschen unserer Eltern anpassen, anstatt unseren eigenen Bedürfnissen folgen zu können. Das hat oft dazu geführt, dass wir nun als Erwachsene unsere eigenen Bedürfnisse gar nicht mehr klar spüren. Eine Absage zu erteilen, wenn direkt um Hilfe gebeten wird, wird oft als unfreundlich wahrgenommen. Die Person gilt leicht als egoistisch, weil sie sich das Recht herausnimmt, sich zu erst um ihre eigenen Belange zu kümmern. Um Hilfe zu bitten wird zusätzlich leider immer noch als Schwäche ausgelegt. Wir sollen alleine zurecht kommen. Hilfsbereitschaft und Selbstständigkeit sind demnach zwei Qualitäten die sehr geschätzt werden und die auch tatsächlich wichtig sind im Zusammenleben in einer Gesellschaft.

Die Kunst des zwischen den Zeilen Lesens

Es gibt viele Menschen die gerne bereit sind anderen Menschen zu helfen und die Lücke zu füllen, wenn Not am Mann oder an der Frau ist. Selbst wenn diese Person gerade etwas anderes vorhatte, stellt sie die eigenen Bedürfnisse hinten an und unterstützt. Kennst du das? Das wird oft von vielen Menschen sehr geschätzt. Hast du gut gelernt zu erspüren, was andere Menschen brauchen, hast gelernt zwischen den Zeilen zu lesen und die anderen zu befriedigen, damit es ihnen gut geht. Hast du gelernt Hilfe zu leisten, bevor du darum gebeten wirst? Das kann sehr erfüllend sein, besonders, wenn die andere Person strahlt und dankbar ist oder dich sogar mit Komplimenten überschüttet für deine Hilfsbereitschaft und Aufmerksamkeit. Es kann aber auch vorkommen, dass du dafür kritisiert wirst, dass du ungefragt hilfst und zu hören bekommst, dass du dich in die Angelegenheiten der anderen Person nicht einzumischen hast. Das ist dann oft verwirrend für die hilfsbereite Person.

Was ist das Ende vom Lied? Du bist erschöpft, verwirrt, frustriert und irgendwann vielleicht sogar verbittert und empfindest die Welt als einen feindlichen Ort.

Wie ich dir so du mir?

Da du so gut darin bist zwischen den Zeilen zu lesen und Hilfeaufforderungen in dem zu hören, was Menschen sagen, gehst du erst mal davon aus, dass das bei anderen ganz ähnlich ist. Das ist aber nicht bei allen so.

Hast du es schon erlebt, dass auch du zwischen den Zeilen oder direkt nach Unterstützung gefragt hast, angedeutet hast oder klar ausgesprochen hast, was dir gerade gut tun würde und das Gegenüber geht nicht darauf ein oder hält dir sogar vor, dass du dich selber darum kümmern sollst oder sagt etwas, was dir sehr nach Ausrede klingt?

Wenn du diese Erfahrung häufiger gemacht hast, dann wird dich das sicherlich nicht dazu ermutigen, das weiterhin zu versuchen. Und andererseits bist du auch verwirrt, warum Menschen dir nicht so offen und bereitwillig helfen, wie du doch immer vielen hilfst. Du opferst dich für andere auf, die anderen scheinen aber nicht genauso aufmerksam und unterstützend zu sein wie du. Findest du das undankbar und ungerecht?

Erfolgversprechend bitten

Du denkst, dass du dich klar geäußert hast? Es ist gut möglich, dass es für die andere Person gar nicht klar ist, was du genau meinst.

Du hast eine Bitte deutlich ausgesprochen, es folgt aber trotzdem keine Reaktion?
Woran liegt das nur?

Es kann daran liegen, dass die Person etwas ganz anderes gehört hast, als du gesagt hast, soll heißen, dass sie es anders interpretiert hat, als so wie du es gemeint hast. Es ist also hilfreich klar nachzufragen, was die andere Person verstanden hat.

Es kann außerdem daran liegen, dass du die andere Person nicht danach gefragt hast, ob sie auch bereit ist auf deine Bitte einzugehen.

Der erste Schritt besteht darin ein Bitte so klar zu äußern, dass der andere nun sicher weiß, was du ganz genau von ihm oder ihr willst. Was genau soll der andere machen? Wann und wie? Und der nächste Schritt besteht dann darin, die Person zu fragen, ob sie bereit ist das zu tun.

Es kann natürlich auch daran liegen, dass die Person eine andere Priorität hat und deshalb nicht bereit ist auf deine Bitte einzugehen oder es etwas ist, was den Wertvorstellungen der Person entgegenläuft oder sonst den Prinzipien der Person widerspricht und sie deshalb nicht bereit ist darauf einzugehen. Auch das kannst du nur durch eine klare, offene Kommunikation herausfinden.

Fehlannahmen

  • Es ist eine Fehlannahme, dass ungefragte Hilfsbereitschaft immer geschätzt wird.
  • Es ist eine Fehlannahme, dass ich von den gleichen Menschen bereitwillig Unterstützung erhalte, denen ich geholfen habe.
  • Es ist eine Fehlannahme, dass es egoistisch ist klar und deutlich um Hilfe zu bitten oder auf die Bitte eines anderen nicht einzugehen.
  • Wenn du ungefragt Hilfe leistest, kann das bei der anderen Person Unmut auslösen, denn es kann gut sein, dass diese sich in ihrem Selbstbestimmungsrecht eingeschränkt fühlt, sie sich bevormundet fühlt und in die Rolle eines unmündigen Kindes hineingedrängt fühlt. Auch wenn die besten Absichten dahinter sind, frag nach, ob die Person deine Hilfe wünscht. Du läufst sonst Gefahr, dass sich die Person von dir zurückzieht. Und das ist in der Regel nicht das, was du dir wünscht. Oder?

    Manche Menschen mögen von dir den Eindruck haben, dass du Freude am Helfen hast, des Helfens willen oder auch weil du damit dein Können unter Beweis stellen kannst. Sie geben dir gerne Gelegenheit dies zu tun, denn das entlastet sie selbst oder sie haben den Eindruck dadurch eine gute Tat zu tun, dir damit eine Freude zu bereiten. Es muß aber nicht heißen, dass sie auch Freude daran haben zu helfen.

    Wer immer nur hilft und nie oder nur selten um Hilfe bittet, wird manches Mal auf Verwunderung stoßen, wenn er oder sie dann plötzlich selbst anfängt um Hilfe zu bitten. Vielleicht vermittelte die Person bis dahin den Eindruck Dinge gerne alleine machen zu wollen. Innerlich wunderte sie sich jedoch, warum das mit dem Helfen so einseitig zu sein scheint.

    Wenn du nicht klar und deutlich aussprichst, was du brauchst und den anderen nach seiner oder ihrer Bereitschaft fragst, dann ist die Chance ziemlich gering, dass du deine Bedürfnisse erfüllt bekommst und Unterstützung erfährst.

    Genau aus diesem Grund ist es auch nicht egoistisch klar und deutlich um Hilfe zu bitten. Woher sollen Menschen wissen dass du Hilfe brauchst, wenn du es nicht formulierst?

    Wenn du dich immer nur für andere aufopferst, dann bist du irgendwann so kraftlos, dass du am Ende womöglich erschöpft zusammenbrichst. Dann bist du niemandem mehr eine Hilfe und bist plötzlich auf die Hilfe anderer angewiesen. Es ist manchen Menschen auch unangenehm Hilfe anzunehmen, da das als Schwäche interpretiert werden könnte. Es bedarf Mut und Stärke klar zu spüren und auszusprechen, was dir gut tun würde und was du brauchst. Du setzt dich schließlich der Gefahr der Ablehnung aus, der Absage.

    Es ist auch nicht egoistisch die Bitte einer anderen Person nicht zu erfüllen. Jedes Nein zu jemand anderem ist ein Ja zu dir selbst. Haushalte gut mit deinen Kräften. Selbstverständlich ist eine funktionierende Gemeinschaft auf ein Miteinander angewiesen, aber wenn du zusammenbrichst, dann kannst du dich nicht mehr beteiligen.

    Lebe einen gesunden Egoismus zum eigenen Wohl und dem der Gemeinschaft

  • Bevor du das nächste Mal Hilfe leistest, frage nach, ob die andere Person deine Hilfe möchte.
  • Wenn du nach Hilfe gefragt wirst, spüre nach, ob du jetzt oder zu einem anderen Zeitpunkt wirklich bereit bist, dieser Bitte Folge zu leisten, von Herzen und nicht, weil du dich nicht traust nein zu sagen.
    Wenn du dir Unterstützung wünschst, dann formuliere deine Bitte so klar, dass die andere Person weiß, was sie wann wie tun soll. Und frage, ob die Person bereit dazu ist, dir diese Bitte zu erfüllen.
  • Wenn es dir unangenehm ist um Unterstützung zu bitten oder eine Absage zu erteilen, weil es jetzt beispielsweise gerade deine Kräfte übersteigt oder etwas anderes deiner Aufmerksamkeit bedarf, dann frage trotzdem nach Unterstützung bzw. sage trotzdem nein. Mit jedem Mal wird es dir leichter fallen dies zu tun. Es ist Übungssache den alten Konditionierungen zu entkommen.
  • Wenn du dich um dich selbst kümmerst machst du den Menschen um dich rum das größte Geschenk, welches du ihnen machen kannst, denn du bist ehrlich dir selbst gegenüber und auch die anderen wissen woran sie bei dir sind.

    Wenn du nicht abwartest, dass dir andere ungefragt helfen, sondern klar und eindeutig um Hilfe bittest und du damit klar kommst, dass Menschen auch mal nein sagen, wenn du um Unterstützung bittest, dann trittst du aus einer Opferhaltung heraus hinein in eine Haltung des Selbstrespekt und der Kraft.

    Ich hoffe du konntest für dich etwas mitnehmen aus meinem Artikel. Wenn ja, dann hinterlasse gerne einen Kommentar, was es ist. Ich wünsche dir Mut, Kraft und Freude bei der Umsetzung, falls du etwas davon in deinem Leben umsetzen möchtest. Solltest du den Eindruck haben, dass dieser Artikel auch jemand anderem helfen könnte, dann teile diesen Artikel gerne. Ich schreibe alle zwei Wochen einen neuen Artikel. Wenn du den neuesten Artikel immer „druckfrisch“ lesen möchtest, dann abonniere meinen Blog.


    Dienstag, 22.August 2017

    warum ich den Blog führe

    Die Arbeit mit den Menschen die ich begleite, meine Partnerschaftserfahrungen, das Tango Argentino tanzen, alltägliche Erlebnisse und meine Reisen in andere Länder regen mich besonders zur Reflexion über Menschliches und Zwischenmenschliches an. Einige meiner Reflexionen teile ich hier.

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