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Mareia Claudia Lange

SoulrootsReflexionen

über Menschliches & Zwischenmenschliches

Körper — Psyche — Gefühle

Angst vor äußerer Veränderung?


Wechselst du bei einem mehrtägigen Kurs an jedem Tag den Platz oder sitzt du jeden Tag am Gleichen? Und in anderen Bereichen deines Lebens? Verwurzelt oder umherziehend?

Nomadenherz

Ich gehöre, was äußere Veränderungen angeht, eher zu den Umherziehenden. Zwischen 29 und 42 Jahre bin ich glaub ich 12 Mal umgezogen. Ich zog nicht einfach nur von einer Wohnung in der Stadt in eine andere der gleichen Stadt oder in den nächsten Ort, nein, meistens ging es mehrere hundert Kilometer weit weg oder sogar in ein anderes Land. Die meiste Zeit davon arbeitete ich als selbstständige Therapeutin. Das bedeutete also viele Male, wieder von vorne anfangen mit KlientInnen vor Ort finden und es hieß auch neue Menschen finden, mit denen ich meine Freizeit teilen wollte. Ein Mal hieß es sogar eine neue Sprache lernen. Und auch jetzt spüre ich, dass ich demnächst wieder weiterziehen werde. Ich habe wohl ein Nomadenherz. Es war stets mein Herz, was mich weitergerufen hat. Nicht ein Mal zog ich der Partnerschaftlichen Liebe wegen an einen anderen Ort, wie du jetzt vielleicht vermutest. Nur ein Mal hatte das einen Einfluss. Ich zog, weil ich stets der Stimme meines Herzens folgte, was sich im Nachhinein nicht immer als schlau rausstellte, aber ich bin dankbar für jede Erfahrung die ich dadurch gemacht habe und alles was ich dadurch gelernt habe.

Zu-fälle

Der erste größere Umzug fand statt, weil ich tatsächlich raus wollte aus meiner Heimatstadt Berlin. Ich wollte neue Gefilde kennenlernen. Und so zog ich nach Bremen. Ich kannte dort zwei Leute, in den Norden Deutschlands zog es mich schon seit ein paar Jahren und wie durch Zufall wurde dort gerade eine süße Wohnung frei, da eine Bekannte einer Freundin dort auszog.

Der Landeswechsel folgte jedoch trotzdem recht zügig, da ich im Tessin (südliche Schweiz) im Sommer nach meinem Umzug nach Bremen Urlaub gemacht hatte und beim Abschied spürte, dass ich dort leben möchte und aussprach, dass ich ein Jahr später dort wohnen möchte. Ein Freund hatte einige Monate später eine Stellenanzeige gefunden, die in der Deutschschweiz ausgeschrieben war und wie durch Zufall nahmen sie mich, die Ausländerin. Ich war noch nicht in der Gegend, in die ich eigentlich ziehen wollte, aber ich hatte somit eine mehrjährige Aufenthaltsgenehmigung. Nach ein paar Monaten stellte ich fest, dass die Stelle nichts für mich ist und just an dem Tag, als ich kündigte, fand eine Freundin, die ich im Tessin in dem Sommer kennengelernt hatte, nach monatelangem Suchen, eine WG-geeignete Wohnung. Zufall? Genau ein Jahr nachdem ich dort von meinem Urlaub weggefahren war, zog ich hin.

Im Tessin fühlte ich das erste Mal in meinem Leben, wie es sich anfühlt sich Zuhause zu fühlen. Ich liebte es dort zu leben, fand schnell Anschluß und es fiel mir auch recht leicht Italienisch zu lernen. Ich dachte, ich sei angekommen. Ich dachte, ich würde bleiben. Doch das Leben hatte etwas anderes vor.

Diesmal wäre ich fast in die Karibik gezogen, aber ich landete dann doch wieder in Deutschland und nach verschiedenen Zwischenstationen zog ich irgendwann wieder zurück nach Berlin. 12 Jahre nachdem ich weggezogen war. Und auch hier kam ich wie durch Zufall an eine süße Wohnung in genau der Gegend in die ich ziehen wollte, zu einem Preis, der mir möglich war.

Freude an Veränderung?

Ich erinnere mich an einen Yogaworkshop an dem ich während meiner Nomadenjahre teilnahm. Wir sollten uns über das Thema Veränderung austauschen. Ich saß einer Frau gegenüber, die mir erzählte, dass sie seit fast 30 Jahren in der gleichen Wohnung lebt und ihre immer gleichen Tagesabläufe hat und sagte mir, völlig überzeugt von dem was sie aussprach, dass Veränderung ja wohl niemand mögen würde. Ich konnte nicht anders als anfangen zu grinsen. Es war so absurd. Eine ungleicheres Paar hätte sich wohl nicht finden könnte. Es war, glaube ich, in dem Jahr, in dem sich mein Nomadenleben ins Extrem zugespitzt hatte. Ich hatte meine Sachen untergestellt, lebte ein paar Tage hier, ein paar Wochen da, war dann mal wieder eine Zeit in der Karibik, dann drei Monate in Berlin und so weiter und so fort. Oder vielleicht war es auch in der Zeit, als ich zwischen Deutschland, der Schweiz und Italien immer hin und her fuhr, um Workshops zu geben oder Intensivbegleitungen bei Menschen vor Ort zu machen. Wie dem auch sei, nachdem sie zu Ende geredet hatte, erzählte ich ihr, dass ich das genaue Gegenteil von ihr bin, dass ich oftmals nicht weiß, wo ich in zwei Wochen sein werde und dass ich das gerade sehr angenehm und spannend finde, dass es mich inspiriert immer wieder neue Menschen und Gegenden kennenzulernen, dass es für mich unvorstellbar ist 30 Jahre am gleichen Ort zu leben, mit den immer gleichen Abläufen. Ich würde durchdrehen. Ich erinnere mich noch, wie ihr die Kinnlade runterklappte und sie mich anschaute, als sei ich ein Alien. So fühlte ich mich allerdings auch immer wieder in mein Leben. Ich fiel irgendwie immer wieder aus dem Rahmen.

Geschenke des Lebens

Ich habe so viel gelernt in diesen Jahre.

Zum einen hat mich das immer wieder in neue Situationen, Menschen und Gegenden einfinden müssen flexibel gehalten und es schulte mein Improvisationstalent. Ich nahm zwar meine Sachen meistens komplett mit mir, aber mein Budget war oft sehr eingeschränkt und ich mußte mich immer wieder neuen Wohnverhältnissen anpassen. Ein Mal baute ich mir einen „Schrank“ aus alten Laken, Ästen, die ich im Wald sammeln ging, Schnüren, Haken und Vorhängen.

Mein Horizont wurde erweitert. Ich lernte in den anderen Gegenden natürlich auch, dass dort andere Sitten und Gebräuche herrschten. Ich bekam mit, wie es ist die Menschen um einen herum nicht zu verstehen und am geselligen Austausch zumindest nicht über die Sprache teilhaben zu können.

Mein neugieriges und lernbegieriges Wesen half mir sehr. Ich probiere gerne Neues aus, um am eigenen Leib zu erfahren, ob es meins ist oder nicht. Das kam mir an meinen vielen Lebensstationen sehr zu Gute. Und mein Interesse und mein eintauchen wollen sorgte dafür, dass ich von den Einheimischen schnell und gerne aufgenommen wurde.

Ich lernte, dass ich trotz meines eher schüchternen, introvertierten Wesens, leicht Kontakte finden kann, die mir teilweise zu echten Herzverbindungen wurden und über die Zeit hinweg die ich dort lebte lebendig blieben. Meine Schüchternheit baute ich weitestgehend ab, mir blieb nichts anderes übrig.

Das wohl Wichtigste ist, dass ich lernte dem Leben zu vertrauen. All diese Zu-fälle, von denen ich hier nur eine geschwindend geringe Anzahl benannt habe, säten in mir die Überzeugung, dass das Leben immer über mich wacht, wenn ich loslasse und meinem Herzensruf folge. Es fühlte sich bald wie Fügungen an und keineswegs wie Zufälle. Und wenn ich das Wort Zufall auseinandernehme, lese ich darin, dass etwas zu mir fällt – absichtlich.

Bei all diesen äußeren Veränderungen und dem Drang den ich auch jetzt wieder spüre, dass es weitergehen soll, ist klar ersichtlich, dass ich keine äußeren Wurzeln habe. Vielleicht noch nicht. Wer weiß.

Was sich jedoch stark in mir entwickelt hat durch diese Jahre und auch durch meine persönliche Geschichte vor dem Beginn meiner Nomadenjahren, sind meine inneren Wurzeln.

Angst vor dem Unbekannten?

Ich höre immer wieder von Menschen, dass sie mich als mutig empfinden, da ich mich immer wieder ins Unbekannte stürzte. Ich habe erfahren, dass es jedes Mal weitergeht. Und diese Erkenntnis übertrug sich natürlich auch auf alle meine anderen Lebensbereiche.

Wenn ich spürte, dass mir die Beziehung zu einem bestimmten Menschen nicht länger gut tat und reden und sonstige Klärungsversuche nicht halfen, dann zog ich früher oder später weiter, anstatt in einer Situation zu verharren, die mir immer mehr meine Kraft raubte. Das Gleiche galt für Arbeitsverbindungen. Ich hatte zu oft erfahren, dass es durchaus weitergeht und ich wieder auf die Beine komme, auch wenn es anfangs vielleicht Improvisationstalent braucht. Ich erfuhr auch immer wieder Unterstützung von anderen Menschen, die wie Engel in der Not auftauchten. Ich bin dafür zutiefst dankbar.

Wenn ich mich dann zurückerinnere an diese Frau im Yogaworkshop oder auch andere Menschen denen ich im Laufe meines Lebens begegnet bin, die schon seit Jahr und Tag am gleichen Flecken Erde wohnen und eben diese starken äußeren Wurzeln haben, dann frage ich mich manchmal, ob sie dort wirklich glücklich sind, ob es sie erfüllt? Oder ist es die Angst vor dem Unbekannten was sie dort festhält? Von einigen Wenigen weiß ich, dass es sie erfüllt. Von manchen weiß ich, dass sie nicht nur nicht glücklich, sondern sogar unglücklich sind in ihrer Situation. Doch sie bringen die Kraft oder den Mut nicht auf weiterzuziehen. Warum nur? Woher kommt diese Angst? Ich verstehe die Argumentation dieser Menschen meistens, die Umstände scheinen sie dazu zu zwingen zu bleiben, noch ein paar Jahre wenigstens. Ich frage mich: Ist es das wert? Wenn wirklich alles probiert wurde, um die Situation so zu verändern, dass sie lebenswerter und freudvoller wird, es aber nicht dazu geführt hat, weil beispielsweise die daran beteiligte Person nicht mitzog oder sich die Beteiligten auseinander entwickelt haben, ist es dann nicht wichtig aus Liebe zu sich selbst weiterzuziehen? Oder wird das Wohlbefinden der anderen, vielleicht zu sehr, vor das Eigenwohl gestellt? Aber was nutze ich den anderen, wenn ich entkräftet und unglücklich „meiner Pflicht“ nachkomme? Vielleicht geht es ja auch darum vorzuleben, sich für sich selbst einzusetzen und sich darum zu kümmern, ein Leben zu führen, in dem die Freude oder das sich erfüllt und lebendig fühlen der Kompass der Seele ist. Ich vermute, dass es meistens die Angst vor dem was dann kommen könnte ist, die davor zurückschrecken läßt den Schritt der Ablösung zu tun. Ist das bei dir so? Wenn es nicht die Angst ist, was ist es dann? Kennst du dieses Unbehagen dich in neue äußere Situationen zu begeben? Zögerst du dann? Warum? Was hält dich zurück? Ich bin dankbar, wenn du mir deine Beweggründe ins Kommentarfeld schreibst.

Was mir in all den Jahren immer wieder eine große Kraftquelle war, außer meinen engen Freundinnen und Freunden, mit denen sich die Freundschaften erhielten, trotz meiner vielen Umzüge, war meine Anbindung an meine inneren Kraftquellen, meine innere Führung und meine tiefe Liebe zur Natur, besonders den Bäumen. Vielleicht gerade die Bäume, weil sie so kräftig an einem bestimmten Ort verwurzelt sind?

Ich bin übrigens eine der Personen, die bei Mehrtages-Kursen meist spätestens am nächsten Tag den Platz wechselt. Ich mag es immer mal wieder eine andere Perspektive einzunehmen. Willst du das auch für dich? Eine neue Perspektive finden?

Wenn du spürst, dass du in einer Situation verharrst, weil du diese innere Kraft eben nicht spürst, dich mit ihr aber verbinden möchtest, dann nimm Kontakt mit mir auf. Ich begleite dich gerne in deinem Prozeß dich mit deiner inneren Kraft zu verbinden, um nach außen entschlossen und selbstbewußt auftreten zu können und dich am Leben zu erfreuen. Ich begleite dich gerne dabei dich aufzurichten und dich in deinem ganzen Sein zu zeigen, dein Licht leuchten zu lassen.

Ich hoffe du konntest für dich etwas mitnehmen aus meinem Artikel. Wenn ja, dann hinterlasse gerne einen Kommentar, was es ist. Ich wünsche dir Kraft bei der Umsetzung der in deinem Leben anstehenden Veränderungen, falls dir diese in deinem Leben bevorstehen. Solltest du den Eindruck haben, dass dieser Artikel auch jemand anderem helfen könnte, dann teile diesen Artikel gerne. Ich schreibe alle zwei Wochen einen neuen Artikel. Wenn du den neuesten Artikel immer „druckfrisch“ lesen möchtest, dann abonniere meinen Blog.


Montag, 18.September 2017

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warum ich den Blog führe

Die Arbeit mit den Menschen die ich begleite, meine Partnerschaftserfahrungen, das Tango Argentino tanzen, alltägliche Erlebnisse und meine Reisen in andere Länder regen mich besonders zur Reflexion über Menschliches und Zwischenmenschliches an. Einige meiner Reflexionen teile ich hier.

Ein Kommentar

Franzi

Wieder einer dieser Wundervollen Blogeinträge von dir!

Ich glaube das es viele Menschen erfüllt da wo sie sind und sie benötigen wie ich immer mal wieder eine längere Reise um das Fernweh zu befriedigen. Ich benötige aber auch das nach hause kommen. In meine Heimat, in mein zuhause, zu meiner Familie, in mein Bett zu meinen Wurzeln.

Ich wechsle gerne mal meinen Arbeitgeber, denn dort mich verwurzeln fällt mir schwer, daher kommt es mir bekannt vor was Du schreibst.
Es ist es nicht immer Wert an einem Ort zu bleiben wo man sich nicht wohl fühlt. Es ist aber auch nicht immer möglich als bald die Zelte ab zu brechen. Der Mut ist es meinerseits nicht der fehlt, es ist die Kraft! Die Kraft auf zu bringen ein neuen weg zu gehen, einmal wieder mich zu entwurzeln und aus meiner kompfortzone zu kommen um wieder einmal neu zu beginnen.

Ein bisschen wie bei meiner Nahrungsmittel Allergie. Der Leidensdruck muss groß genug sein das ich beginne es an zu Packen, verändern zu wollen.

Zum Thema aus Liebe zu sich selbst weiter ziehen; ja es wäre sehr wichtig genau aus dem Grund dann den Schritt der Veränderung zu wagen. Jedoch ist es sehr schwer oftmals zu unterscheiden was ist mein Eigenwohl und was tue Ich aus Wohl für andere.

Beruflich Liebe ich die Veränderung, partnerschaftlich brauche ich sie nicht weil ich einen Halt benötige. Etwas was mir das Heimkommen, das Wohlig warme Gefühl von Geborgenheit gibt.

Vielleicht ein Inneres Heim kommen, inner Ruhe und ein kleines mehr Selbstvertrauen würde das Heimkommen in mir unterstützen und ich glaube dann bruacht man auch keine anderen Personen die einem dieses geben.
Wobei es nicht negativ ist wenn andere einem dies auch geben können!!!

lg Franzi

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